Über den Dokumentarfilm
„Gefangen im Klischee, der Sprachschlüssel öffnet die Tür“, rappt der Musiker Chefket, während der Blick der Zuschauer:innen durch Berlins Straßen wandert. Mirza Odabaşı’s Dokumentarfilm über Hip-Hop in Deutschland, „LeidenSchafft“, spricht Ohren, Augen und vor allem Herz und Verstand seines Publikums an. Für Odabaşı’s sozialkritische Beleuchtung dieser so vielfältigen Subkultur in Deutschland tanzt der Wuppertaler Choreograph Flockey, berichtet der Mitbegründer der Flying Steps, Amigo, davon, wie ihm ein amerikanischer Soldat im Berlin der 90er eine perfekte Umsetzung des Breakdance-Moves Windmill zeigte – und schildert Aggro Berlin Gründer Spaiche den schmerzhaften Verlust seines Freundes, des türkischstämmigen Rappers Maxim. 2003 wurde er auf offener Straße von einem Rentner in Köpenick erstochen. Soziale Ungerechtigkeit, Fragen nach Zugehörigkeit und Herkunft –mal als Auseinandersetzung mit der eigenen Identität, mal als dürftig verhüllter Alltagsrassismus von außen – von der Kreuzberger Legende Killa Hakan bis hin zur Münchner Rapperin Ebow teilen viele Talente ihre Erfahrungen in „Leiden-schafft“. Denn letzten Endes lassen sich die Fragen nicht auflösen: „Was ist das überhaupt: Türke sein, Deutscher sein? Berliner sein, Kreuzberger sein?“, fasst Diversity Coach Saiid Ismati, ein weiterer Protagonist zusammen. „Keiner hat dir ein Werkzeug gegeben, damit umzugehen.“ Mit einem Beat und einer Stimme lässt sich dieses Werkzeug aber bauen.” (Aus der Videobeschreibung zum Film)
Unsere Empfehlung
Mirza Odabaşı hat hier einen äußerst sehenswerten Dokumentarfilm über die deutsche Hip-Hop Kultur geschaffen. Es wird sich insbesondere mit den Anfängen dieser Subkultur auseinandergesetzt und welche Enstehensbedingungen diese eigentlich in den 1980er und 1990er Jahren hatte. Dabei wird aber auch immer die heutige Perspektive mitgedacht: Es wird reflektiert wie viele Probleme, die Jugendliche in Form des Hip-Hops zum Ausdruck gebracht haben, bis heute bestehen. Es wird diskutiert, wieso Hip-Hop bis heute besonders als Subkultur von migrantischen Jugendlichen gilt. Zuletzt wird aber auch nicht ausgelassen, welche Problematiken etwa bezüglich der Repräsentation weiblich gelesener Menschen bis heute im Hip-Hop besteht.
Alles in allem ein sehr empfehlenswerter Film, um sich mit einer Subkultur auseinanderzusetzen, die lange Zeit von der Mehrheitsgesellschaft eher abgewertet wurde. Besonders in der heutigen Zeit, wo Hip-Hop eine der größten Jugendkulturen darstellt, ist eine solche Auseinandersetzung unabdingbar.